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Sulina, Rumänien

Mittwoch, der 25. Oktober 2000

Ich treffe Marina Dragos, Fabrikarbeiterin.

Ich befinde mich in der 3.000-Seelen-Ortschaft Sulina. Die kleine Stadt befindet sich an der Mündung des mittleren Donauarms ins Schwarze Meer. Genau hier wurde mit der Kilometrierung der Donau begonnen. Ich erinnere mich an den alten Kilometerstein 2779 in Donaueschingen. Nun erreiche ich, knapp drei Monate später, Flusskilometer Null.

Comic mit Soundtrack

„Wir haben gehalten, in der langweiligsten Landschaft der Welt. Wir haben uns unterhalten und festgestellt, dass es uns hier gefällt.“ Nur Tocotronic kann solch melancholische Lyrics voll spröder Schönheit verfassen. Der 1999er Song mit seinem „Final Countdown“-Synthesizer-Zitat war ein Abgesang auf die Rockmusik, wie wir sie kannten. Und aus heutiger Sicht scheint das Stück perfekt zu passen als popmusikalische Untermalung zur Landflucht eines jungen Menschen aus der „langweiligsten Landschaft der Welt“. 

Hintergrund

Flüchtige Treffen sind typisch für Rucksackreisen. In diesem kurzem Zwischenspiel habe ich viel über die desolate wirtschaftliche Lage im Donaudelta erfahren: von der Landflucht der arbeitenden Leute und deren Perspektivlosigkeit. Marina steht stellvertretend für viele Menschen im Delta, für Arbeitende, die der drohenden Armut ohne Job entkommen möchten, für Existenzen, die aus witschaftlichen Zwängen gezwungen sind, in Städte umzusiedeln. 

Bonusmaterial